Mittwoch, 28. November 2012

Hakenkreuze auf Blutwurst

  Als wir vor einigen Monaten in Gernika waren (vielen besser unter der spanischen Schreibweise Guernica bekannt), jenem kleinen baskischen Bergstädtchen, das 1937 durch deutsche und italienische Flugzeuge, die auf Seiten der spanischen Faschisten kämpften, in Schutt und Asche gelegt worden war, da staunten wir nicht schlecht, als wir in einem Andenkenladen um die Ecke des Museo de la Paz etliche Gegenstände im Schaufenster und in den Regalen liegen sahen, die mit Hakenkreuzen verziert waren: Kleine Zahnstocherfähnchen (wie auf dem Foto), T-Shirts, Ohrringe, gußeiserne Topfuntersetzer, Etiketten von Weinflaschen und mehr.
Ehrlich gesagt war ich zuerst etwas entsetzt.
  "Das sind keine Hakenkreuze", versicherte der Verkäufer schnell, "das Symbol heißt Lauburu. Ganz harmlos." Und ein "Zeichen der Basken seit langer Zeit schon." Aha. "Hier waren schon viele Besucher aus Israel, die sehr besorgt waren", erklärte der Verkäufer. Er aber habe sie beruhigen können.
  In der Tat, so fiel uns seither im Baskenland auf, findet man diese Symbole, die aus vier Armen bestehen, die wie ein Komma geformt sind, auf so ziemlich allem, was sich mit Kreuzen dieser Art verzieren lässt: auf steinernen Wegweisern, Grabmalen, Todesanzeigen baskischer Nationalisten. Baskenkreuze prangen vorzugsweise auch an Toren, Türrahmen, Häusergiebeln, aber auch auf Kuchen, Blutwurstpackungen, Postkarten oder Surfbrettern. Angeblich soll es Wohlstand signalisieren, es ist aber auch ein politisches Symbol - und spätestens da wird es dann doch ziemlich schräg.
  So zierte auch die Flagge einer baskischen nationalistischen Partei - bis zu deren Verbot vor wenigen Jahren - ein solcherart abgerundetes Hakenkreuz. Und der allseits bekannten Online-Enzyklopädie kann man zudem entnehmen, dass "Sabino Arana [Gründer der baskischen Nationalistischen Partei PNV, 1865 – 1903] das Lauburu als ein Sonnensymbol interpretiert, um so seine Theorie eines baskischen Sonnenkults zu untermauern (. . . ) Diese Theorie basiert aber wohl auf einer falschen Herleitung des Begriffs." Weshalb dem noch hinzuzufügen wäre, dass der ganze Nationalismus-Quark - auch der nur vermeintlich harmlose baskische - wohl auch auf einer ziemlich "falschen Herleitung" beruht. Und nicht nur, weil er solcher Symbole bedarf  . . .

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