Sonntag, 25. November 2012

"Eine Muschi Käse, bitte!"

  Simone ist zu beneiden: Ihr Spanisch ist passabel, sie kann sich fließend unterhalten und auf einen einigermaßen umfassenden Wortschatz zurückgreifen - dank einiger Semester, die sie vor Jahren in Barcelona und Nicaragua verbracht hat. Ich dagegen konnte, als wir im August hierher kamen, auf sechs Monate Sprachkurs bei Fonema in Freiburg verweisen - einmal in der Woche zwei Stunden. Ich kam zwar beim Bäcker, in der Fruteria oder der Bar ganz gut klar (nun, die Leute wussten jedenfalls meistens, was ich von ihnen wollte), aber es holperte gehörig. Und, um ehrlich zu sein, es holpert noch immer.

  Seit drei Monaten besuche ich einen Sprachkurs in der Volkshochschule in Getxo, sieben Stunden die Woche, nette Lehrerinnen und Lehrer und da meine Mitschülerinnen und Mitschüler aus aller Herren Länder kommen, Japan etwa, Ukraine oder Senegal, MÜSSEN wir Castellano miteinander reden, wenn wir kommunizieren wollen.
  Das ist nicht nur gut (für die Sprachpraxis), sondern auch sehr lustig, wenn wir uns manchmal unter Zuhilfenahme wilder Gesten erklären wollen, was wir letztes Wochenende gemacht haben, wie man Tortilla bäckt und wo wer eigentlich herkommt und warum es die Leute nach Spanien verschlagen hat. Aber dazu später mehr.

Fleißiger Schüler

  Jedenfalls bin ich ein fleißiger Schüler, komme gut voran und versuche im Alltag ganz eifrig, meine neu erworbenen Fähigkeiten einzusetzen. Und so rede ich einfach drauflos, was ja grundsätzlich nicht ganz so verkehrt ist. Nur mit dem Vokabellernen hapert es (ach, die Disziplin!). Aber Durchwursteln hilft. Das Wörterbuch habe ich immer einstecken und bisher lerne ich viele neue Vokabeln im Alltag. Beim Einkaufen, mit anderen Eltern während eines Fußballspiels der Kinder, mit Bekannten und und und.

Kürzlich an der Käsetheke

  Kürzlich etwa an der Käsetheke von Eroski (so heißt hier eine der großen Supermarktketten), gab ich dem sehr netten jungen Verkäufer ein Kostprobe meiner Kenntnisse: "Un coño de este queso, por favor!", bestellte ich lächelnd - ich hatte mir das Wort beim Einkauf zuvor gemerkt: "Keil".
  Er sah mich nur entgeistert an.
  "Was willst Du?", flüsterte er fast.
  Ich wiederholte, diesmal etwas unsicherer: "Äh, un, äh, coño de queso" - wobei ich  mit den Händen einen Keil formte und hastig hinterherschob: "Oder wie sagt man dazu? Ich kann nicht so gut Spanisch."
  Er entspannte sich, lächelte, und erklärte, dass ein Keil "cuña" heiße und doch die deutlich bessere Wortwahl sei.
Seither weiß ich, dass es sich empfiehlt, den diccionario vorher zu lesen. "Coño", erfuhr ich im Wörterbuch, bedeutet Muschi. Oder, noch deftiger: Fotze. Mir treibt es noch jetzt die Schamesröte ins Gesicht.
Allerdings habe ich wohl auch Glück gehabt. Phonetisch recht nah ist auch folgende Vokabel: "caña". Diese bestellt man vorzugsweise in der Bar, das Wort direkt übersetzt heißt zwar "Rohr", bedeutet aber so viel wie "ein kleines frisch gezapftes Bier". Nicht auszudenken, wenn man angetrunken den Barkeeper unbeabsichtigt als Fotze beschimpft . . .
  Ich sollte fleißger Vokabeln üben.

P.S: Übrigens "cono" bedeutet Kegel, "cuño" stempeln und "coña" Witz. Cuñada ist die Schwägerin. Darauf einen coñac!

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