Freitag, 4. Januar 2013

Böller unterm Ladentisch

Um es kurz zu machen: Knaller sind ein seltenes Gut im Baskenland, jedenfalls vor Silvester. Für die paar armseligen fuegos artificiales auf dem Foto musste ich am Morgen vor Silvester 30 Euro berappen. 30 Euro! Zwar hat es schon Tage vor Neujahr an jeder Ecke geknallt, gewaltige Donnerschläge gingen in die Luft. Und auch im Verlauf einer jeden Fiesta (die hier zuweilen eine Woche dauern) werden gewaltige Feuerwerke abgebrannt. Doch kaufen kann man Feuerwerkskörper hier dagegen nicht. Jedenfalls nicht legal.

  Während in Deutschlands Discountern in der Woche vor Silvester die Verkaufstische überquellen, gibt es hier in den großen und kleinen Supermärkten: Nichts. Zwei Tage vor Silvester fragte ich einen Freund, wo ich noch ein paar Knaller auftreiben kann, vielleicht noch eine Rakete - ist ja so schön bunt und die Kinder freut es ja so sehr. Seine Antwort war eher geheimnisvolles Geraune: "Wir treffen uns morgen früh bei mir und dann gehen wir zusammen los." "Es reicht auch, wenn Du mir sagt, wo ich hin muss", sagte ich ihm, ich will ja keine Umstände machen. "Nein, nein, besser ich komme mit . . ."
   An Silvestermorgen, kurz vor halb zehn treffen wir uns in Getxo und laufen ein Stück durch die Gassen, dann betreten wir einen kleinen Laden, einen Kiosk mit allerlei Krempel - doch von Feuerwerk keine Spur. Jedenfalls nicht in den Schaufenstern und auch nicht in den Regalen. Nach ein paar netten Worten - man kennt sich - zieht der Verkäufer lächelnd einen Karton unter dem Ladentisch hervor: Darin ein paar Knallerbsen, ein paar Kracher und so etwas wie Raketen. "Pack nur ein," sage ich, "pack nur ein."
 Als ich die dahingekritzelte Rechnung sehe, wird mir sehr warm: "Äh, sind das wirklich 15 Euro?" "Klar", sagt der Verkäufer, als wäre es das Normalste der Welt, dass ein Kanonenschlag eben 15 Euro kostet. "Pack lieber wieder was aus", bitte ich ihn. Nicht nur den Kanonenschlag lasse ich zurückgehen, sondern auch die Rakete (8 Euro), die Doppelpackung Böller (8 Euro) und eine Packung Wunderkerzen (4 Euro). Zuletzt bleiben ein paar jämmerliche Knallerbsen, "bengalisches Feuer" (das sich später als bengalischer Blindgänger entpuppt), zwei Packung Böller, zwei Päckchen dieser putzigen Bombetas (Verkäufer: "Die finden Kinder besonders gut!" - äh, meine nicht) und eine Rechnung über 30 Euro.
  "Der Mann kennt mich", sagt mein Freund draußen vor der Tür, "wenn Du da alleine reingegangen wärst und nach Feuerwerkskörpern gefragt hättest, hätte er dir nichts gegeben." Im Baskenland sei, so mein Freund, der Verkauf von pyrotecnicas verboten, warum weiß er nicht. Doch klar ist: Die Prohibition treibt die Schwarzmarktpreise in seltsame Höhen.
  Was gute und schlechte Seiten hat. So kann man nun trauern, dass das Feuerwerk am Abend weniger üppig ausfällt. Oder man freut sich, dass das Feuerwerk am Abend weniger üppig ausfällt. Doch eines ist gewiss: "Böll statt Böller!"?? Das lohnt sich jetzt auch finanziell.

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