Samstag, 9. November 2013

Hin und weg VIII: Ab in die Picos!

(Fotos: Patrick Kunkel)
Von den Bergen aus das Meer sehen! Die Picos de Europa, ein Hochgebirge an Spaniens wilder, grüner Nordküste, erheben sich auf bis zu 2.648 Meter - und liegen nur wenige Kilometer Luftlinie vom Atlantik entfernt. Wir waren dort an einem sonnigen Wochenende Mitte Oktober . . .



Berge und Meer: Aussicht aus 1300 Metern Höhe
auf den nahen Atlantik
Die Picos sind ein karges Kalksteinmassiv innerhalb der Kantabrischen Kordilleren und liegen auf dem Gebiet von drei autonomen Gemeinschaften des Nordens: Kantabrien, Asturien, Kastilien-León.
Von Bilbao bis ins Herz des Naturparks "Picos de Europa" sind es mit dem Auto knapp 240 Kilometer. Für eine Zweitageswanderung mit Kindern ideal!

Als Ausgangspunkt wählten wir die Lagos de Covadonga, zwei auf etwa 1000 Metern Höhe idyllisch zwischen Felsmassiven liegende Bergseen. Idyllisch finden das blöderweise auch hunderte andere Menschen. Schon die Straße hinauf zu den Lagos de Covadonga ist ein Hochgenuss. Sie ist einer der berühmtesten Anstiege der Vuelta a España, steil und voller Rampen, aber immer wieder mit gigantischen Ausblicken auf Berge und Meer gespickt. Nur heute nicht zu empfehlen für Radler, angesichts der Autokarawane, die heute hier hinaufrollt.
Die Parkplätze an den Seen sind schon früh voll, die kurzen, gepflasterten Rundwanderwege rund um das sehenswerte Besucherzentrum ebenfalls. Doch schon nach wenigen Schritten bergan ändert sich das Bild - auf den steilen, schmalen Pfaden, die weg vom Wanderparkplatz mitten in die Picos hineinführen, begegnen wir nur wenigen Menschen. Unser Ziel: Das "Refugio Vega de Ario", . . .

Lago de la Ercina am Beginn der Wanderung
. . . eine einsame Hütte mitten zwischen schroffen und kargen Berghängen auf etwas mehr als 1600 Metern Höhe.
Vom Lago Enol aus führt ein gut markierter Wanderpfad zum Refugio. Es sind zwar nur knapp sieben Kilometer - aber die haben es in sich, denn es geht stetig und zum Teil sehr steil bergauf.
Wir sind eine etwas größere Gruppe mit vielen Kindern - gut so, denn so motivieren sich die Kids gegenseitig. Frei laufende Kühe und Schafe sorgen hinter jeder zweiten Kehre für Begeisterung, die Aussicht aufs Meer ist eine Wucht und auf die umgebenden Massive sowieso. Der Pfad schlängelt sich zwischen knorrigen Steineichen und Buchen hindurch. Neben Bergmischwäldern gibt es hier oben auch weitläufige, von Felsen durchsetzte Weideflächen - und großflächig wuchernden, gelb blühenden Stechginster, der zwar hübsch aussieht, aber offensichtlich ein Problem darstellt. Denn mitten in der Einöde steht ein Bagger inmitten einer fußballfeldgroßen Fläche voller ausgerupfter Ginsterpflanzen.


Bartgeier kreisen
über den Bergen
Abends lässt die Abendsonne die Gipfel glühen
Über uns kreisen Bartgeier und Abends gibt es erst einen spektakulären Sonnenuntergang, der die grauen Felsen in rotglühende Zacken verwandelt, und dann ein deftiges "Menu del dia" im Refugio Vega de Ario - für gerade einmal 12 Euro. Ein niedriger Preis angesichts des Umstands, dass alle Lebensmittel auf den Rücken von Eseln kilometerlang über die schmalen Pfade hinaufgeschleppt werden.



Refugio Vega de Ario / Marqués de Villviciosa
Ignacio und Roberto heißen die beiden Hüttenwirte, die wir antreffen. Sie halten hier oben alles am Laufen: Um 7 Uhr in der Früh bereiten sie das Frühstück vor und sie arbeiten durch bis nach dem Abendessen. Die Hütte mit ihren gut 25 Plätzen ist  heute voll belegt. Außer unserer Gruppe sind alles Spanier. Ignacio und Roberto backen fast jeden Tag frisches Brot, das sie uns nun zusammen mit einem Linseneintopf und einem Hühnergulasch servieren. Dazu gibt es Karaffen mit frischem, kalten Quellwasser - wobei das Wasser hier oben zwischen den kargen, verkarsteten Kalksteinfelsen kostbar und knapp ist.  Es wird daher rationiert, die Klospülung darf, je nach dem wie viel Wasser vorhanden ist, nur nach 20 Uhr betätigt werden.

Frische Eier für Alpinisten
Die steinerne Hütte liegt im Macizo Occidental, also dem westlichen Teilmassiv der Picos de Europa, sie liegt auch auf der Strecke eine Rundwanderung namens Anillo de Picos, eine Mehrtagestour von Hütte zu Hütte.

"Wir schließen im November und öffnen erst wieder im Juni", erklärt Roberto, aber auch in der Zeit dazwischen gibt es einige Termine, an denen die Hütte offen ist. Etwa an manchen Wochenende im April. Dann kann man von den Lagos de Covadonga mit Schneeschuhen die Strecke zur Hütte hinauflaufen - allerdings sei dies nur empfehlenswert, wenn Ortskundige dabei sind oder zu den festen Terminen, wo man dann gemeinsam hinaufwandert.
 
Wir werden Roberto und Ignacio wohl bald wiedersehen!


















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