Montag, 1. Oktober 2012

La Naturaleza


So, jetzt fange ich einfach mal an. Seit zwei Monaten leben wir jetzt in Bilbao - und was unseren geplanten Blog angeht: Naja, damit verhält es sich langsam wie bei manch einer groß angelegten Recherche. Man hat irgendwann so viel Material beisammen, dass man angesichts der Fülle an Informationen erstmal gar nicht weiß, wie man das alles sinnvoll ordnen und aufbereiten soll. Vom ersten Satz, der ja mitreißend sein und die werten Leserinnen und Leser ohne Umschweife in die Geschichte hineinziehen sollte . . . reden wir nicht davon.

Bilbo - so lautet der baskische Name - ist großartig, und wir fühlen uns wohl! Bis vor wenigen Jahren war die größte Stadt des Baskenlands (mit ihren rund 370.000 Einwohnern) noch ein Inbegriff der Reizlosigkeit. Verbaut und industriell verseucht. Voller funktionaler Bauten. Grau, trist, langweilig. Und der Río Nervión eine stinkende Kloake.
Und , ja, es gibt sie noch, die rauchenden Schlote und die weitläufigen Industriegebiete, die hässlichen Brachen und funktionalen Mietskasernen. Doch nicht nur das Guggenheim-Museum, die zunehmend sanierte Altstadt oder die Metro haben der Stadt inzwischen ein ganz anderes Gesicht verschafft: Gestern etwa hat es uns in die Berge verschlagen. Nach La Arboleda, ein ehemaliges Bergarbeiterdorf, das nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt in den Montes de Triano liegt, dessen höchster Berg Ganerán heißt und 822 Meter hoch ist (was ja angesichts der Lage Bilbaos auf Meereshöhe mehr oder weniger dem Verhältnis von Freiburg zum Schauinsland im Schwarzwald entspricht). Die Gegend war einst ein Zentrum des Eisenerzbergbaus. Heute sind die Montes de Triano ein Naherholungsgebiet.
Keine halbe Stunde von unserer Haustür entfernt sieht es dann so aus:


Nach "La Arboleda" gelangt man mit einem Funikular, einer 1926 erbauten Zahnradbahn, die früher Bergarbeiter nach oben brachte und heute Ausflugsgäste transportiert. Alternativ führt eine wunderschön verschlungenen Bergstraße bis in den Ort. Noch ein paar hundert Höhenmeter oberhalb La Arboledas befindet sich ein kleines Informationszentrum mit einer Ausstellung über die Minenarbeiter von Bilbao, auch ein interessanter Film wird gezeigt.

Rund um das "Centro de Interpretación Ambiental PEÑAS NEGRAS" gibt es eine Vielzahl von Wanderwegen, in Deutschland würde man dazu wohl Themenpfade sagen . . . Nach einer halben Stunde Fußmarsch auf einem reizlosen, breiten Forstweg, erreichten wir den Kamm der Bergkette: Ein riesiges Areal in der Höhe, überall freilaufende Pferde und Kühe (was unsere drei Töchter ziemlich entzückte) - und etliche Spuren des einstigen Bergbaus.


Dem Schild war zu entnehmen, dass die Menschen hier bereits vor 2000 Jahren damit begonnen hatten (über Tage) Erz zu schürfen.
Die Aussicht wird damals wohl genauso überwältigend gewesen sein wie heute, ob die Menschen angesichts der harten Arbeitsbedingungen das Panorama genauso unbeschwert wie wir genießen konnten , darf wohl eher bezweifelt werden. Während sich Richtung Westen die Gebirgsketten des Kantabrischen Gebirges (eines Ausläufers der Pyrenäen) gestaffelt voreinander geschoben bis zum Horizont reichen, sieht man Richtung Osten die Stadt und die Ría de Bilbao - um es ganz genau zu nehmen, sieht man eigentlich nicht Bilbo, sondern die eigenständigen ("Vor-")Städte Barakaldo, Portugalete und, jenseits der Ría, Getxo.
Ich sehe jetzt schon verschwommen und verabschiede mich in's Bett. Bis bald!

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